Ich liebe die Musik alter Männer

Da steht er dann da, fast 75 Jahre alt, im Lichtkegel auf einer viel zu großen schwarzen Bühne, in einem altehrwürdigen Gebäude, groß ist er und hager ... und allein. 
Ganz allein. Außer ihm nur noch ein Mikrofonständer und eine Gitarre. Und dann und wann ein weißer Elefant schwarzgekleideter Gitarrenhereinbringer.

Und so steht er einfach nur da, wie damals der Straßenmusiker vor dem Horten, mit einem Bewegungsradius, der noch kleiner ist als der eines mäßigen Kreisklasseschiedsrichters, spielt einfach nur seine Gitarre und singt dazu leise seine Lieder.

Und das Publikum lauscht.
Auf die Texte. Vor allem die der neuen Lieder, denn auf den Lorbeeren der frühen Jahre ruht er sich noch nicht aus. 
Und auf die Gitarre, die er mit jahrzehntelang geübten Fingern souverän bedient, ja, bedient: wie der alte Schreiner seinen Hobel fließend, ohne über jede Bewegung nachzudenken und ohne hinzusehen bedient.

Ja, da kann man sich einfach zurücklehnen, versinken und nur noch zuhören. Einfach nur mal zuhören, ohne ekstatisch zucken oder enthusiasmierte Juchitzer ausstoßen zu müssen ... Das geht, wenn man will. Und es lohnt sich.



Gemerkt: "Man kann seiner Klasse nicht entrinnen, man kann seine Klasse nur verraten." 
Nicht gemerkt: von wem das stammt.

Kommentare

  1. >> ohne ekstatisch zucken oder enthusiasmierte Juchitzer ausstoßen zu müssen

    Was mich hier stört ist das Wort 'müssen' - wenn ich alter.mann es noch einmal im Jahr zu einem Rave schaffe, dann MUSS ich nicht zucken oder juchzen - ich WILL das, so wie du Hannes zuhören WILLST - das nur mal eben so am Rande notiert ;-)

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