Reisebericht: Bei lebendigem Leib ums Haar verdurstet


Von hier aus vorab Grüsse an die bedauernswerten FCK-Fans, die wie wir in der "Jahnterasse" in Würzburg gestrandet waren und dort wie wir bei lebendigem Leib ums Haar verdurstet und verhungert wären. 

Man muß sich das mal vorstellen: In Würzburg ist eine Fußballgroßveranstaltung, "groß" für Würzburger Verhältnisse: deutlich mehr als 10.000 Karten sind verkauft, nachdem in der letzten Saison selten mehr als 3.000 Zuschauer da waren. Und da  gibt es direkt am Großparkplatz Talavera, wo auch die Straßenbahnhaltestelle ist, einen wunderbar gelegenen Biergarten mit Blick auf den Fluß und die Stadt.  
Klar doch - da geht man hin, auf ein Weizenschaumsüppchen. 
Klar doch - der Gastronom freut sich über das Geschäft, ist gut vorbereitet und hat extra eine neue Karte für Auswärtige (leicht erkennbar, da falsches Trikot am wohlgerundeten Leib) mit 50ct Aufschlag auf jedes Getränk drucken lassen, die gegen 14:00 gleich wieder vernichtet wird, und sorgt dafür, daß die Zapfhähne heißlaufen. Ja, genau so  unterstellt man es dem Gemeinen Gierigen Gastronomen.   

Ganz anders aber in der Jahnterasse in Würzburg!

Da liebt man es beschaulicher und ist auf Gäste und deren Wohl scheinbar nicht angewiesen: Kurz nach 12 waren bei bestem Biergartenwetter ganze 2 Bedienungen im Biergarten, dazu eine Person in der Schank. Alle drei waren sie massiv fachlich überfordert (Mädels, so wird das nix mit dem Bachelor of Ausschankwesen) -nicht etwa überlastet, denn für ein Schwätzchen war immer mal wieder Zeit- dazu schreitet der Chef, gut gekleidet in heller Hose und weißem Hemd und Handy am Ohr herum und macht Eindruck. Aber keinen guten, so als Gastronom betrachtet.  
Nein, aber allzu schlecht will ich ihn doch nicht schreiben: Mehrfach in fast zwei Stunden habe ich ihn gesehen, wie er ein paar Biere an Tische brachte.

Ansonsten hat er allen Gästen freundlich lächelnd das klassische "Kollegin kommt gleich" zugerufen. Sie kam aber nicht ... als ich ihn dann mal gefragt habe, was er mit "gleich" meine, kam er dann extra für mich (ja, ich habe Chefarztbehandlung im Vertrag stehen) und brachte mir mein alkoholfreies Weizenbier. Sein Gesicht dabei ... priceless. Das hat ihm offensichtlich wehgetan ... und dazu sein Kommentar ... 

Die Küche war übrigens genauso unvorbereitet ... 45 Minuten Warten auf Essen von der Tageskarte, das erlebt man selbst im vollbesetzten Augustiner in München nicht ...
   


Ein voller Biergarten mit vielen leeren Gläsern auf den Tischen ... ein guter Gastronom sieht sowas und verfällt unmittelbar in den Laufschritt, gemäß der alten Gastronomenweisheit: 
Solange sie was zu saufen haben, beschweren sie sich nicht, daß das Essen nicht kommt.
Eine gute Bedienung rennt auch, denn ... TRINKGELD lacht! 

Beim  Bezahlen stellt sich dann heraus: Doch doch, da hätte schon was in der Zeitung gestanden, daß da ein Fußballspiel ist, aber das betrifft uns doch nicht, hätte der Chef gemeint, so die eine der überforderten Bedienungen, außerdem feiere der Chef heute Geburtstag (ich hoffe mal ... nein, ich gehe zuversichtlich davon aus, seine Gebrutstagsgäste hatten besseren Service). 
Unser Geld hat sie immerhin klaglos eingesteckt. Das ging schnell. Obwohl  sie das ja gar nicht betrifft ...
 
Au Mann, da liegt der Biergarten direkt am Großparkplatz und an der Straßenbahnhaltestelle und man könnte mit nur ganzen 2 Stunden harter Arbeit viel Geld verdienen eine Menge Menschen glücklich machen ... und dann "betrifft uns das nicht". 
So einen miserablen Service hatte ich glaube ich noch nie in einem Biergarten! Vollschdn Rreschbeggd!

Wieder ein Beitrag aus der Reihe: Das merk ich mir.

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