Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Kretschmann,
ich weiß ja, Sie haben viel zu tun, aber daß auch Ihre Mitarbeiter seit mehr als 3 Wochen keine Antwort auf meinen Brief vom 11.März hinbekommen, wundert mich doch sehr. Liegt es etwa an dem, was ich als post scriptum vermerkt hatte?
PS: Ich weise vorab darauf hin, daß ich Ihre Antwort auch gerne
veröffentlichen möchte, zB im Rahmen von http://matthiasausk.blogspot.de/search/label/Krankenhaus oder bei den "Mittwochsdemonstrationen" in Künzelsau und gehe davon aus, daß Sie mit einer Veröffentlichung auch selbstverständlich einverstanden sind.
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
ich hoffe sehr, Sie erinnern sich noch an das Wahlprogramm der GRÜNEN für die Wahl 2016. Insbesondere möchte ich Ihnen die Passagen, die sich um die medizinische Versorgung drehen, in Erinnerung bringen. Dort stehen, in der mir vorliegenden Version des Programms ab Seite 76 hochinteresante Dinge, die sich in der von Ihnen verantworteten und von Herrn Minister Lucha durchgesetzten Politik kaum ein Jahr nach der Wahl allerdings nicht mehr wiederfinden:
Von "wohnortnaher Versorgung" lese ich dort "auch und gerade im ländlichen Raum". Wie verträgt sich das mit der grün-schwarzen Politik unter dem GRÜNEN(!) Minister Lucha, wonach in der Umgebung von Heilbronn gleich 3 ländliche Krankenhäuser vor der Schließung stehen?
Das alles, weil - so die Begründung der jeweiligen Landräte - nur bei Krankenhausschließungen eine weitere Förderung aus einem Förderprogramm des Landes möglich sei.
Auch im Koalitionsvertrag ist immer wieder von der Wichtigkeit der Gesundheit zu lesen und daß Sie "eine Krankenhausplanung vorantreiben, die sich am tatsächlichen Versorgungsbedarf der Bevölkerung orientiert". Das ist natürlich auch nett zu lesen.
Aber gerade die GRÜNEN mit dem GRÜNEN Minister Lucha verraten sowohl ihre Grundsätze als auch ihre eigenen Wahlversprechen - und handeln gegen die elementarsten Lebensinteressen der Bürger:
Ohne Krankenhausbetten keine Facharztversorgung - das weiß man aus der Vergangenheit und auch speziell in Künzelsau geben das auch die hiesigen Fachärzte zu bedenken - und wir haben in einigen Teilbereichen bereits heute eine ungenügende Facharztversorgung.
Die Notfallversorgung wird durch lange Fahrzeiten auf schlechten Straßen (bzw der ewig verstopften A6) deutlich verschlechtert - man sagt inzwischen, daß nach der Schließung des Krankenhauses Künzelsau die Verletzten mit dem weißen Auto weggebracht und mit dem schwarzen Auto wieder zurückgebracht werden. Ein Blick auf die bei SPIEGEL-Online vor einiger Zeit veröffentlichte interaktive Karte zeigt, wie weit die Entfernungen zu einem Krankenhaus für Menschen, die östlich von Künzelsau wohnen, sein werden, wenn das hiesige Krankenhaus wegfallen würde.
"Auf der Fahrt zum Krankenhaus verstorben" ... soll man das zukünftig wieder öfter in der Zeitung lesen?
... und nein: Der beliebte Verweis auf den Rettungshubschrauber ist keine Lösung, einerseits aus finanziellen Gründen, andererseits ist das Kochertal ein bei Piloten berüchtigtes Nebelloch.
Ohne Krankenhausbetten aber auch keine Anreize für qualifizierte Mitarbeiter mehr, einen Arbeitsplatz in der Künzelsauer Industrie -das Kochertal ist ja einer der industriellen Schwerpunkte Baden-Württembergs - anzunehmen: Eine Abwanderung von Investitionen, Arbeitsplätzen, Know-How und natürlich Ausbildungsplätzen wäre die zwangsläufige Folge!
Im Koalitionsvertrag ist zB auch vom weitreichenden wirtschaftlichen Nutzen von Telemdizin zu lesen, ein in der Tat interessanter Ansatz zur Diagnoseunterstüzung ... nur braucht das halt auch wieder niemand, wenn es nur noch, wie sich das der Minister Lucha offenbar vorstellt, zentrale Krankenhausmoloche geben wird.
Die mittel- und langfristige negativen wirtschaftlichen und sozialen Effekte der Vernachlässigung der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum sind viel größer als die scheinbaren kurzfristigen Einsparungen, die die auf wenige Jahre gewählten bzw ernannten Politiker erreichen wollen - diese Effekte werden ungleich schärfer auf uns alle zurückfallen. Auf uns Ältere vielleicht nicht mehr, sehr wohl aber auf unsere Kinder und Enkel, denen wir ja eigentlich eine wohlbereitete Welt hinterlassen wollten ... insbesondere das war ja früher immer das zentrale Anliegen der GRÜNEN.
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident - ich kann mir nicht vorstellen, daß diese Auswüchse im Gesundheitswesen, diese offensichtlich nur kurzfristig geldgetriebenen Verteilungskämpfe, wie sie derzeit unter Förderung von riesigen (und wie man inzwischen auch weiß, mittelfristig sehr unrentablen) medizinisch-industriellen Komplexen wie zB in Heilbronn unter tätiger Mithilfe insbesondere der GRÜNEN Landespolitik auf dem Rücken der ländlichen Bevölkerung ausgetragen werden, der GRÜNEN Einstellung und insbesondere Ihrer Einstellung entspricht.
Ich bitte Sie daher, mir mitzuteilen, inwiefern der Kurs von Minister Lucha, der laut Landrat Neth geradezu zwangsläufig zur Schließung des Krankenhauses in Künzelsau führen muß, mit dem Wahlprogramm der GRÜNEN und dem Koalitionsvertrag wenigstens einigermaßen in Deckung zu bringen ist. Ich kann hier nämlich keine Übereinstimmungen zwischen den Worten vor und kurz nach der Wahl und dem politischen Handeln erkennen.
"Verläßlich. Nachhaltig. Innovativ" - so nennt sich der Titel des Koalitionsvertrags - reihenweise Krankenhausschließungen sind genau das Gegenteil davon!
Nicht verläßlich, nicht ganz und gar nicht nachhaltig und schon gar nicht innovativ. Aber vielleicht können Sie mir das verständlich machen.
Auch bitte ich um eine Information, wie die Landesregierung den jungen Menschen in unserem Lande die langfristige Verschlechterung ihrer Lebensverhältnisse, die durch die aktuelle Politik begründet wird, erklären möchte.
Die GRÜNEN Lokal- und Regionalpolitiker der Region sind ja in der aktuellen Diskussion bemerkenswert zurückhaltend. Genauer gesagt sind sie unsichtbar, nach der Wahl waren sie plötzlich verschwunden ... schämen sie sich vielleicht für das, was die von den GRÜNEN geführte Landesregierung gerade anrichtet? Meiner Meinung nach hätten sie übrigens allen Grund dazu.
Mit freundlichen Grüßen
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