Wir wünschen Ihnen gute Alpträume

Malerisch gelegen zwischen Schienen, innerstädtischen Ödflächen und den  Hochstraßen, inmitten eines städtebaulichen Wahnanfalls einiger 60er-Jahre-Beton-Architekten liegt das malerische Hotel Excelsior in der ebenso malerischen Stadt Ludwigshafen. Excelsior, also das Erhabene, war einstmals, Ende der 60er, ein architektonischer Leuchtturm und der Inbegriff von Luxus, die Aussicht über den neugebauten, damals weltmodernsten, Bahnhof war unbeschreiblich. 

Nun, der Bahnhof ist heute noch da, das Hotel auch und ebenso der Ausblick. Und den wollte ich bei einem Besuch in der Heimat genießen und so haben wir uns doch tatsächlich ein Zimmer in diesem Hotel genommen - einzig wegen der SkyBar im 17. Stock. 

Und damit fing der Alptraum an: Die Bar mit dem wirklich tollen Ausblick war geschlossen, plötzlich und unerwartet, sagte der ausliegende Zettel, und vor allem weder auf der Homepage noch in den Buchungsportalen vermerkt. Ersatzweise könne man an der Rezeption ein Bier bekommen. 

Dies' Hotel, die trübe Funzel in dem engen Korridor Kommen dir, als du dich umsiehst, schon nicht ganz geheuer vor [Hannes Wader]

Das Zimmer, in das man uns schickte, war möglicherweise noch im originalen Zustand - der Zustand der Matratze war ein Indiz dafür. Im Bad tummelte sich der Schimmel, geputzt war das Bad eher ... oberflächlich. Und das Zimmer war heiß, sehr heiß sogar - und das an einem Tag, an dem es draußen etwa 20 Grad hatte - es war kein Südzimmer. Es stellt sich heraus, daß im Nebenzimmer Trocknungsgeräte arbeiten und die Wand derart aufheizen, daß der Aufenthalt im Zimmer unmöglich ist.

Wir bekamen dann auch blitzschnell ein besseres Zimmer, im 11.Stock, mit neuer Möblierung, neuer Matratze, ganz frischen Rissen in der Decke und einem hochgefährlichen Balkon. Fast meinte man, daß der Rezeptionist dieses Zimmer schon für uns vorbereitet hatte, weil der davon ausgegangen ist, daß das ursprüngliche Zimmer unbewohnbar war, so schnell ging das ... ein Rezeptionist, der die berechtigten Reklamationen der Gäste dieses Hotels freundlich und professionell behandelt ... den kann im späteren Leben nichts mehr schrecken.

Am Morgen ging das Debakel weiter ... 15 Minuten Wartezeit am Fahrstuhl, weil natürlich das Zimmerpersonal mit Vorrang fährt und die Fahrstühle so klein sind, daß niemand sonst mitfahren kann: Zwei Personen und zwei Gepäckstücke füllen den Fahrstuhl, der für 6 Personen und 450kg zugelassen ist, völlig aus.

Wenn schon das mit der Bar nicht klappt, dann aber bitte ein schönes langes und reichhaltiges Sonntagsfrühstück - das kostet  pro Person 10,90€: 


Eine(!) Kaffeemaschine für einen Frühstücksraum, der geschätzt 80 Plätze aufweist. Billigste Weißmehl-Aufbackbrötchen, die dann am einen Ende weich und am anderen Ende knochenhart waren. Dazu etwas Winziges, was wohl "Vollkornbrötchen" sein sollten und dann und wann ein weißer Elefant ein Korb mit Mini-Croissants. 
Personal, das ab und zu mal eine Wurstplatte mit etwa 10 Scheiben Wurst, davon 2 Scheiben Salami, vorbeibringt - bitte schön sparsam essen, verehrter Gast, zuviel Wurst ist nämlich gar nicht gesund! Beim Käse wars aber auch nicht besser ...

Bemerkenswert die Sozialleistungen, die das Hotel offenbar dem Personal anbietet: Am Sonntag ab 09:00 Uhr gibts wohl eine etwa 20-minütige Pause, jedenfalls war plötzlich kein Personal mehr zu sehen, die Kaffeemaschine wurde nicht gereinigt (Satzbehälter voll), es wurden keine neuen Nahrungsmittel aufgetischt und natürlich auch keine Tische abgeräumt - neu ankommende Frühstücksgäste fanden halt keinen Platz mehr ... Abhilfe schaffte eine Reklamation an der Rezeption bzw Gäste, die sich ihr Frühstück eigeninitiativ aus der Küche geholt haben ... aber dann kamen immerhin 10 weitere Wurstscheiben und der "Service" wurde schleppend und mit mißmutigem Gesichtsausdruck wieder aufgenommen.

An der Außenwand des Hotels sind ganz frisch Löcher angebracht, in regelmäßigen Abständen. Womöglich wird das Hotel ja zur Sprengung vorbereitet. Mich täts nicht stören. 
Ich war ja da. Und muß da auch nicht mehr hin.

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