Untertänigste Wahlkampfsplitter /14

Der SWR hat "unseren" Landrat Matthias Neth interviewt. Ausgerechnet am 70. Geburtstag des Grundgesetzes, dem wichtigsten Buch unseres Staates, das unsere persönlichen Freiheiten (und auch die Pflichten) definiert. 
Und Neth hat diese Gelegenheit wahrgenommen, hat den Ball, den ihm der SWR auf den Punkt gelegt hat grandios verwandelt: Er fordert die Bürger auf, am Sonntag ausgerechnet ihre Bürgermeister bevorzugt in den Kreistag zu wählen! ( Zum Video beim SWR)


"Demokratischer Feudalismus" 


Das muß man sich mal vorstellen: Dieser Landrat will genau die Leute um sich scharen, die von ihm in besonderem Maße abhängig sind, kann er doch durch Entscheidungen von Landratsamtsbediensteten  Entwicklungen der jeweiligen Gemeinden gezielt hemmen oder fördern ... da wäre ein Schuft, wer Böses dabei denkt. 
Dieselben Entscheidungsträger sollen gleich zwei demokratische Hierarchiebenen bevölkern und damit sich selber beaufsichtigen ... 

Das ist wie an der Tafelrunde: Der Feudalherr umgibt sich mit seinen Rittern und abhängigen Lehensherren ... die Kontrollfunktion des Kreistages (ja, Herr Neth, so ein Kreistag soll nicht abnicken, der soll kontrollieren) ist somit ad absurdum geführt. 


Warme Worte fürs Volk 


Ach, bevor ichs vergesse: ganz nebenbei hat Neth das tolle Gesundheitszentrum in Künzelsau erwähnt. Also kein "Gesundheitscampus" mehr und auch kein "Medizinisches Versorgungszentrum" mehr sondern ein "Gesundheitszentrum" - ganz egal, wie es heißt: Kein Mensch wurde bisher informiert, was das sein soll - Förderung der virtuellen Medizin steht zwar im Koalitionsvertrag der Grün-Schwarzen Landesregierung ... aber bisher habe ich mir darunter etwas anderes vorgestellt, sowas mit HighTech und Internet und sowas, bestimmt nicht ein virtuelles  Luftschloß von Gesundheitszentrum.  

Cheshire Cat - wikimedia.org, gemeinfrei, John Tenniel 
Wieder mal zeigt sich, daß Neth gerne mit dem Rundfunk aber so gut wie gar nicht mit dem Bürger - nur zur Erinnerung an Art 20 GG:  Das Volk ist in unserem Staat der Souverän, nicht der Rundfunk und auch nicht ein Landrat - redet (außer natürlich die JU macht mal wieder einen Bierabend und er ist der Hauptgast, diese Art von Bürgern mag er letztendlich ganz gerne). 


Große Worte, keine Inhalte und die Bürger der Kreisstadt Künzelsau werden weiter zuverlässig mit warmer Luft versorgt - im alten Rom gabs wenigstens Brot und Spiele, das ist aber heutzutage (Ausnahmen bestätigen die Regel, wenn zB ein leibhaftiger Bundesminister anreist) auch wieder nur ein Zuschußgeschäft ... aber Hauptsache, auch der Künzelsauer Bürgermeister Neumann kommt in den Kreistag und hebt an der richtigen Stelle die Hand ... so ists im Sinne des Landrats. 

Es ist alles so hoffnungslos ....

Mit untertänigsten Grüßen

Alle Wahlkampfsplitter gibts hier

Kommentare

  1. Dieser Zustand ist leider schon Normalität über Jahre und wird nicht nur von Ihnen kritisiert. Aber es geht noch schlimmer ! Christian von Stetten sitzt im Gemeinderat in Künzelsau, im Kreistag und dazu noch im Bundestag. Also Kontrolle der Kontrolle sozusagen. Solange die Politik von Oben diese Interessenkonflikte nicht sieht, und VERBIETET werden wir als Wähler das nur ändern können indem wir entsprechend wählen. Das wird sich aber im o.g. Beispiel nicht durchsetzen befürchte ich, da hier das Mandat durch "Erbrecht" erhalten wurde. IRONIE aus.

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Moderation ist eingeschaltet.

Beliebte Posts