„dass man für einfach weniger Zucker seine Gewohnheiten nicht ändern muss.“

Genau dafür gibt Lidl jetzt den Löffel ab. Ab Montag. An seine Kunden. Und zwar einen Löffel, mit dem man (weil jemand eine formschöne Delle hineingedengelt hat) etwa 20% weniger Zucker verbrauchen soll. Zum Beispiel im Kaffee oder im Tee. Den offiziellen Teil, inklusive Marketinggeschwurbel, kann man bei lidl selber nachlesen. 

Dabei wäre es doch so einfach: Die Industrie, die massenweise Lebensmittel und Lebensmittelähnliche Produkte herstellt, müßte weniger Zucker in die Lebensmittel und Lebensmittelähnlichen Produkte stecken. Dann könnte man ganz beruhigt seinen Fruchtjoghurt mit weniger Zucker essen und dazu seinen Espresso weiterhin mit einem normalgroßen Löffel Zucker trinken. Und man müßte dann auch nicht trotz der Lidl-Aussage seine Gewohnheiten ändern, weil man dann nämlich nicht jeden Morgen minutenlang diesen vermaledeiten Gsundheitsförderungslöffel suchen müßte. 

Und natürlich müssen dann auch die Großabnehmer ihre Lieferanten nicht dazu bringen, fast freiwillig weniger Zucker zu verwenden ...




A propos Joghurt: Dieser bei Lidl verkaufte (fettarme) Joghurt hat weniger als 8.6% aber mehr als 3.4% Fremdzuckerzusatz, sagen wir daher mal vereinfachend 5%, das sind 7,5g Zucker. Davon 20% weniger wären 1,5g. Das ist - oh Wunder ... ungefähr soviel, wie man mit dem Lidl-Löffel einspart, wenn man ca. 6 Löffel Zucker in seinen Kafee schüttet. Da könnte man im obigen Besipiel doch glatt auf einen  Lidl-Löffel völlig verzichten! Mundus vult decipit. 


So isses nämlich: Der Lidl-Löffel gehört ins Bullshit-Bingo


Jemand mitgerechnet? Äääh, klar heißt das ganz nebenbei, daß dieser eine Becher Joghurt bereits mit etwa 5-6 Löffeln Zucker "verfeinert" ist (logisch: man braucht ja irgendeinen Geschmacksträger, wenn man schon das Fett weggenommen hat - und Zucker ist scheinbar billiger als Frucht). Und da hab ich ja glatt noch die Position Glucose-Fructose-Sirup (weniger als 3,4%), was nix anderes als Zuckerlösung ist, weggelassen. 

Ja, aber Lidl sagt dem dummen Kunden schon, wer für die Überzuckerung der Gesllschaft verantwortlich ist: Der dumme Kunde nämlich, der einfach zu viel Zucker in den Espresso schüttet. Die Lebensmittelindustrie und die Pharmaindustrie werden Lidl ewig dankbar sein für diese Aktion.

Passender Buchtipp: Akerlof/Shiller: Phishing for Fools, erhältlich in der lokalen Buchhandlung. 

(Und wie man bei dieser Zuatenliste auf "24% Birnenzubereitung" kommt, das erklärt uns bestimmt irgendwann der freundliche Herr Lege vom ZDF, der uns sonst gerne zeigt, wie man aus aufgeschäumtem Wasser Geld machen kann.)

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